Der Verein Regionalpark Barnimer Feldmark e.V. hatte zum Wochenausklang zum 26.Landschaftstag geladen
und wie immer war es lohnenswert, diesmal nach Altlandsberg zu fahren. (siehe Bild)
"Siedlungsentwicklung
im Freiraum Barnimer Feldmark" hieß das Thema und natürlich spielte die Vorstellung
des Achsenentwicklungs-konzeptes eine Rolle. Es ist mir immer noch eine
Genugtuung, dass mit dem AEK Ahrensfelde - Werneuchen genau das nun als
langfristiges Planungskonzept für die Gemeinde erkannt wird. Als ich vor Jahren
in einer Petition mittel- und langfristige Ortsentwicklungspläne für die Ortsteile und die Gemeinde
insgesamt forderte, wurde ich belächelt und der Vorschlag mit fadenscheinigen
Gründen abgelehnt.
Das
Achsenentwicklungskonzept ist von Torsten Wiemken, einem der Projektbetreuer,
vorgestellt worden, der über die Chancen und die Heraus-forderungen für die
Kommunen sprach. Interessant war im Gespräch mit ihm, dass die
Bürgerbeteiligung insgesamt unbefriedigt war, wenn auch die wenigen Hinweise
und Vorschläge keine Meckerei, sondern sehr konstruktiv waren.
Was hätte das
gebracht, wenn nicht nur Corona geschuldet eine echte, breite und nicht nur
Online-Bürgerbeteiligung stattgefunden hätte? Selbst wenn Bürgermeister Wilfried
Gehrke betonte, dass es Widerstand gegen die Chancen gab, weil sie nicht
erkannt wurden, ist das nur die halbe Wahrheit. Mangelnde Information, unzureichende
Überzeugung und Einbeziehung und damit verbundene Zukunftsängste sind dafür Ursachen.
Nun sind die Zeitachsen sogar bis 2035 plus verlängert worden. Eine Erkenntnis,
dass so ein Vorhaben, mit dem Ahrensfelde ein völlig neues Gesicht bekommt, das
Lebensumfeld total verändert, über die örtlichen finanziellen und personellen
Kapazitäten hinausgeht.
Für mich am
interessantesten war jedoch der Beitrag von Ricarda Pätzold vom Deutschen
Institut für Urbanistik zum durchaus provokativen Thema: "Andere Häuser
braucht das Land - Welche Alternativen gibt es zum Einfamilienhaus."
Die Stadt
(Berlin) ist zu teuer, es fehlt an Grün, so dass die Abwanderung ins Umland eine logische Folge ist. Ich betone aber immer wieder, wir müssen dem Zuzugsdruck nicht
unbedingt entgegenkommen, weil der Berliner Senat eine miserable und in Teilen
kriminelle Wohnungspolitik betrieben hat.
Aber mit
Einfamilienhäusern, also Verdichtung wird die Landschaft zerstört, neben den
Wohnflächen wächst die Infrastruktur, wenn man nur an die notwendigen Straßen
denkt. Das optimistische Ziel, höchstens 30 Hektar am Tag bis 2030 zu bebauen, ist
so kaum zu schaffen. Aber auch die Preise für Boden im Umland schießen durch
die Decke, so dass Einfamilienhäuser nicht die Zukunft sein werden.
Hinzu kommen, wie
auch bei uns, zwei Probleme. Erstens, wie können die Neubürger ein aktiver Teil
der Gemeinde werden und zweitens welche Angebote sind nötig, um die Mobilität,
also das Pendeln in die Stadt (bei uns Berlin) wegen Umwelt- und Infrastrukturbelastungen
einzuschränken?
Bei und pendelt
der absolute Großteil der Werktätigen täglich dorthin, wo sie Lohn und Brot
verdienen. Attraktive Angebote hier vor Ort müssen her. Angebote für interessante Freizeitmöglichkeiten,
für moderne, sprich kleine Kitas in den Wohngebieten, weiterführende Schulen, (Das
viel kleinere Altlandsberg baut gerade die zweite Oberschule, hat drei kleine
Seniorenresidenzen usw.) und vor allem moderne, zukunftsgerechte Arbeitsplätze
am Wohnort. Die Preissteigerungen an Grund und Boden und der Flächenverbrauch
an Natur und Umwelt zwingen, da beißt die Maus kein Faden ab, zu anderen, nachbarschaftlichen
und preislich auch für junge Familien erschwinglichen Wohnformen. Vieles nicht im Alleingang, sondern in Kooperation mit Werneuchen.
Da gibt es erste
Projekte im Land für nachbarschaftliche Wohnformen, mit Bürgergärten,
Begegnungsstätten, kleinen Kitas, Mehrgenerationsobjekten, Arztpraxen, angepassten Sportanlagen
und alles, was der Mensch zum Leben braucht. Also lebendigen Quartieren gehört
die Zukunft, weil sie rational und umweltfreundlich sind, das Zusammenleben angenehmer
gestalten und die Lebensqualität erhöhen.
Das verstehe ich
als eine Herausforderung an unsere Gemeinde, ernsthaft darüber nachzudenken, im
Achsenentwicklungskonzept auch diesen Weg zu gehen und mit, wie die Vortragende
sagte, über eine Wohnwende, zu einer Bauwende und einer Bodenverbrauchswende zu
kommen.
Hartmut
Moreike