Das
Siedlungsgebiet zwischen Ulmenallee und Lindenberger Straße war einst zu großen
Teilen eine Gärtnerei, ein Wäldchen und ist schon lange eine Brache. Und wo Ruhe herrscht und
sich die Pflanzenwelt ungehindert wie im Paradies entwickeln kann, siedelt sich
allerlei Getier an. Insekten finden blühende Wildwiesen, Vögel wiederum dadurch
ausreichend Nahrung für ihre Brut, ohne den Insektenbestand wesentlich zu
minimieren, auch den Fledermäusen geht es gut und den Reptilien, den Igeln und
Wildkaninchen und auch die Füchse sagen sich hier zwar nicht gute Nacht, aber
lassen es sich gut gehen. Also ein kleiner Garten Eden. „Und Gott sah an alles,
was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (1.Mose 1,31)
Die Schöpfung ist aus sich heraus gut, davon geht die christliche Lehre aus. Also warum zerstört man so eine Insel der Harmonie der Schöpfung? Einen höheren Sinn für die evangelische Kirche - in diesem Fall die EKBO - kann es doch kaum geben, wenn Mammon nicht zu den Idealen des Lebens gehört. Es ist schon ein wenig seltsam mit dem, was so von Kanzeln gepredigt wird und was auch in den Grundsätzen des Umweltschutzes der Kirche festgeschrieben ist. So heißt es darin: „Wir unterstützen eine lebenspendende Landwirtschaft. Das Recht auf Nahrung ist ein Menschenrecht."
Das sehe ich absolut
genau so, aber warum muss dann nicht nur ein Hain, sondern auch noch ein Acker
zubetoniert werden, wenn sich das eigentlich geplante Areal nicht als rentabel
für eine Wohnbebauung erweist? Warum zieht man gegen die industrielle
Landwirtschaft zu Felde und spricht von Landraub und Schädigung des Bodens. Es
zählt doch schon jede Krume, in der mehr Mikroorganismen leben als Ahrensfelde
Einwohner hat und es zählen schon jeder Morgen Acker und nicht erst die
hunderte oder tausende Hektar!
"Wir wollen
das Land, das uns zur Verfügung steht, in lebenspendende, fruchtbare,
ertragreiche Gärten verwandeln.". Was für schöne Worte und Absichten, die
mein Herz aufgehen lassen. Doch der Kopf fragt sofort, wie aber sieht die Realität
in Ahrensfelde aus? Hat die evangelische Kirche hier nicht schon genug, wenn
auch nicht blühende Gärten, so doch Wiesen und mehr oder weniger ertragreiche Äcker
bebaut?
Die Landeskirche
in Bayern hat eine Initiative gestartet, um mehr Lebensraum für heimische Tiere
und Pflanzen zu schaffen, die sogenannte Blühpakt-Allianz. Mehr Lebensraum für
unsere Mitgeschöpfe, Gottes Geschöpfe. In Ahrensfelde beginnt sich schon der
Gedanke durchzusetzen, was ich mit meiner Bienenweide hinter meinem Garten
schon lange trotz der Mähwut der von der Gemeinde Beauftragten versuche. Besser
als die Regionalbischöfin in Bad Alexandersbad kann ich es auch nicht
formulieren: Sie unterzeichnete den Pakt mit den Worten „Eine ungemähte Wiese
vor dem Gemeindehaus muss nicht Zeichen der Faulheit sein, sondern kann eine
große Schöpfungsliebe ausdrücken.“ Bravo! Auch "Ahrensfelde summt" geht diesen Weg.
Ich sehe also nach
wie vor keinen höheren Sinn in dem Vorhaben des Siedlungsbaus zwischen Ulmenallee und Lindenberger
Straße, der ohnehin auf den Unwillen eines großen Teils der Bevölkerung stößt. Der das Klima belastet durch mehr Verkehr, Lärm und Stau, mehr Abfälle
verursacht, mehr Verbrauch an Ressourcen wie Wasser und Energie. Ich bin
sachkundiger Einwohner im Ausschuss für Wirtschaft, Bauwesen, Natur und Umwelt,
Letzteres wird in der Gemeinde recht stiefmütterlich behandelt, wie ich schon
oft bewiesen habe. Das ist also meine ganz persönliche Meinung zum Siedlungsprojekt
der EKBO und deshalb möchte ich mit einem Lutherzitat enden, das er 1521 auf
dem Reichstag in Worms gesprochen haben soll: "Hier stehe ich, ich kann
nicht anders. "Das "Gott helfe mir!" habe ich aus Achtung vor
den Menschen christlichen Glaubens weggelassen.
Hartmut Moreike
PS. Ehe mich irgend Jemand neunmalklug in irgendeine
Ecke stellen will: Ich bin tolerant
gegenüber jedweden Glauben, der nicht fanatisch versucht, ihn mir aufzuzwingen.
Ich halte es zudem mit den Agnostikern. Es gibt keinen wissenschaftlichen
Beweis, dass Gott existiert. Aber es gibt auch keinen Beweis dafür, dass es ihn
nicht gibt.