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Samstag, 11. Februar 2023

Reanimation einer Totgeglaubten - Aktion zur B 158n

Die heutige Bundesstraße 158 war eine der ersten Chausseen in der Provinz Brandenburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Kunststraße von Berlin
nach Werneuchen wurde 1806 vollendet, deren Fortsetzung nach Bad Freienwalde ist durch französische Kriegsgefangene 1816 fertiggestellt worden. Sie war eine der längsten Chausseen von Berlin nach Hinterpommern. 1980 gab es im Ministerium für Verkehrswesen der DDR bereits Pläne für eine Ortsumfahrung von Ahrensfelde. Die sollte über den Blumberger Damm bis zur Autobahn führen, fast nur durch unbebautes Gebiet und durch ein paar Kleingärten. Mitte der 90er gab es Proteste und Demonstrationen der Ahrensfelder, die den Ministerpräsidenten Manfred Stolpe zu der Versicherung veranlassten: Die Ortsumfahrung ist nun Chefsache. Das Ergebnis ist nach fast 30 Jahren niederschmetternd.

Nun wird Bürgermeister Gehrke im Namen der Ahrensfelder und beauftragt von den Gemeindevertretern wieder hoffnungsfroh einen Brief schreiben an den Verkehrsminister auch, der schon einmal den Fraktionsvorsitzenden abschlägig geantwortet hatte. Auch von Gesprächen in Potsdam im Spätherbst 2022 kehrte unser Hauptverwaltungsbeamte, wie es sagte, sehr enttäuscht zurück.  

Der jetzige Stand: Die Finanzierung der Trog-Lösung wurde von den Ländern Brandenburg und Berlin nach Prüfung durch den Bundesrechnungshof im Januar 2020 rechtskräftig unterzeichnet. Und wer zahlt, bestimmt die Musik, also auch was, wie und wann gebaut wird. Damals wurde noch von Kosten in Höhe von 54,892 Millionen Euro für die Trog-Lösung ausgegangen. Das wird nun erheblich teurer und damit wächst auch die Frage, ob die Kosten-Nutzen-Rechnung in Zeiten knapper Kassen aufgeht. Und dann? Noch wird „Das Projekt ist im Bundesverkehrswegeplan 2030 als vordringlicher Bedarf geführt.“

Mitte 2020 wurde das Planfeststellungsverfahren wieder aufgenommen. Nicht nur die über tausend Einwendungen der Ahrensfelder, sondern auch die von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen wanderten in den Schredder, wurde vielleicht zu biologisch einwandfreiem Toilettenpapier. Ein neues Planfeststellungverfahren wurde auf den Weg gebracht und 2024 sollen endlich die Bauarbeiten beginnen. Auch dieser neue Brief, eine angedachte Bürger-versammlung sind in der Gemeindevertretung im Gespräch und eine Demonstration zur Blockade der Dorfstraße ist terminlich konkret geplant.

Aber überschätzen wir nicht unseren Einfluss auf den Bund und die beiden beteiligten Länder? Fast dreißig Jahre Protest, Gespräche, Briefe und Anmeldung der Wünsche und Vorschläge haben außer Verdruss nichts, absolut nichts gebracht.

Und im Paragraphen 16 des Bundesfernstraßengesetzes heißt es:Wenn Ortsplanungen oder Landesplanungen die Änderung der bestehenden oder die Schaffung neuer Bundesstraßen zur Folge haben können, ist die zuständige Straßenbaubehörde des Landes oder das Fernstraßen-Bundesamt sowie dem Bund die die Verwaltung einer Bundesstraße zusteht, zu beteiligen. Sie haben die Belange der Bundesfernverkehrsstraßen in dem Verfahren zu vertreten. Bundesplanungen haben grundsätzlich Vorrang vor Orts- und Länderplanungen.“

Skizze aus dem Bundesverkehrswegeplan

Das ist zwar überall und immer so, aber für örtliche Initiativen von Bürgern klingt das fast schon so wie die Drohung: Ihr könnt euch auf den Kopf stellen, wir machen, was wir wollen. 

Gemeindevertreterin Frau Laqua meinte, ich als Blumbergerin könnte sagen, was geht mich das an. Dennoch engagiert sie sich für eine Lösung, mit der alle Ahrensfelder leben könnten. Aber so denken viele in Eiche, Mehrow, Lindenberg und Blumberg. Was geht uns verdammt noch mal die Ortsumfahrung eigentlich an. Falsch, liebe Mitbürger. Die geplante vierspurige Schnellstraße hat Einfluss auf alle Zu- und Abfahrten in den Dorfteil Ahrensfelde, zum Rathaus, den Ärzten, zur Physiotherapie und zu Supermärkten.

Aber bei auch nicht wenigen Ahrensfeldern zeigt sich schon Müdigkeit in diesem endlosen Drama um die B 158 neu. Viele sind bereits der Meinung, mit dem jetzigen Angebot ihren Frieden zu machen, denn sie befürchten, wenn das Planfeststellungsverfahren wieder scheitert und der Bund die Faxen dicke hat, steht eine Ortsumfahrung für die nächsten zwanzig, dreißig Jahren in den Sternen.

Deshalb kann nun auch davon keine Rede mehr sein, dass irgendwer, auch der Bürgermeister nicht, im Namen der Ahrensfelder spricht. Ein ehrliches und fundamentiertes Meinungsbild könnte nur eine Umfrage in allen Ortsteilen ergeben. Und so glaube ich auch, dass sich in der Gemeindevertretung ein optimistischer Realitätsverlust eingeschlichen hat über die Wertigkeit von Ahrensfelde in diesem Prozess gegenüber dem Senat von Berlin, dem Landtag von Brandenburg und der Bundesregierung, der einem Possenspiel gleicht. 

Aber jedes Bemühen für eine vernünftige Lösung verdient unsere Achtung.

Hartmut Moreike

17 Kommentare:

  1. In diesem Zusammenhang ist auch das Ergebnis der Wahlen in Berlin morgen interessant. Dass wir
    Ahrendsfelder Anwohner mehr mitreden dürfen, dazu
    haben sich im Berliner Koalitionsvertrag SPD, Grünen und Linke bekannt. Das unterstrich Kristian Ronneburg von der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus. Der SPD-Mann Machulik glaubt sogar "In vielen Fällen wissen die Bürger mehr als die Planer am Reißbrett." Brandenburgs Landesvorsitzende der Grünen Julia Schmidt macht unseren Initiativen der Bürger Hoffnung. Nur die CDU in Berlin meinte, dass ihr die Umgehungsstraße wichtiger als die Gefahr, dass nach einem Abbruch des Planfeststellungsverfahrens gar nichts mehr geschieht.
    Insofern ist die Wahl morgen in Berlin nicht ganz uninteressant für uns Randberliner Brandenburger.

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    1. Wo bitte steht das wir Ahrensfelder mehr mitreden dürfen? Haben Sie einen anderen Koalitionsvertrag? Seite 66 steht :Die Koalition unterstützt den Bezirk Marzahn-Hellersdorf in Absprache mit dem Land
      Brandenburg bei der Begleitung der Planung der Ortsumfahrung Ahrensfelde durch
      einen Bürgerbeirat. Ich lese dabei kein Wort von Ahrensfelder Bürger.?

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  2. Lieber Herr Moreike,

    DANKE für Ihren Beitrag. Als derjenige, der im Namen und mit Zustimmung aller Fraktionen der Gemeindevertretung (auch der Unabhängigen und dafür bin ich dankbar) diese Demo am 25.02.23 anmelden und leiten darf, gestatten Sie mir sicher ein paar Worte in Ihrem Blog.
    Sie haben völlig Recht: Unser Einfluss mag gering sein und wir sollten uns und unseren Einfluss tatsächlich nicht überschätzen. Ich glaube aber, dass so viel Realitätssinn bei uns allen auch vorhanden ist.
    Ich stimme Ihnen auch zu, dass das Thema ermüdend ist und nicht wenige in der Gemeinde wollen, dass "das Ding" überhaupt gebaut wird. Und wenn man aufmerksam genug zuhört, bekommt man auch die unterschiedlichen Ideen mit, die teils sehr konträr zueinander sind und ein hohes Konfliktpotential in Sachen "Spaltung der Gemeinde" in sich tragen. Als Gemeindevertreter habe ich daran nachvollziehbar kein Interesse.

    Worum ging und geht es meiner Wahrnehmung nach uns Gemeindevertretern bei dieser Demo?:

    Grundlage ist der gemeinsam verfasste Brief der Fraktionsvorsitzenden der Gemeindevertretung an den Bundesverkehrsminister im Jahr 2022 (auch dieser mit der Unterschrift des Fraktionsvorsitzenden der Unabhängigen). Der Brief ist veröffentlicht und wurde zwischen allen (unterschiedlichen) Interessen die in der GV zu diesem Thema vertreten sind, abgestimmt. Die Verwaltung und der Bürgermeister haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Vorgaben unterstützt und fachlich mitgewirkt. Auch sachkundige Einwohner haben uns hier gut ins Bild setzen können und ich persönlich fand die Art und Weise, wie hier miteinander agiert wurde als vertrauensvoll und sachlich fundiert.

    Der Abbruch des Planfeststellungsverfahrens sowie eine veränderte Streckenführung sind nicht das Ziel und nicht die Forderung der geplanten Demonstration . Wir wollen eine Änderung der derzeitigen Vorgaben für die Planungsbehörde im laufenden Verfahren ohne erneute, langwierige Verzögerungen. . Dies bedeutet neben einer Verbesserung des Anschlusses an die BAB u.a. auch eine Untertunnelung mindestens bis zum Ende der Ahrensfelder Wohnbebauung.
    Diese Forderung mag überzogen erscheinen aber wir halten sie für notwendig. "Wer nicht wagt, gewinnt bekanntlich nicht.".

    In Kürze erscheint der offizielle Aufruf zur Versammlung, den Entwurf stimmen alle Gemeindevertreter gerade noch final ab. In ihm sind alle Forderungen klar formuliert und dann kann unser Anliegen hoffentlich noch besser nachvollzogen werden.

    Ich bedanke mich abschließend ausdrücklich für Ihren sachlichen Beitrag und verbleibe mit besten Grüßen...


    Christian Kusch
    Gemeindevertreter
    Bürgerverein Eiche

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    1. Was ich nicht verstehe, dass die Unabhängigen dem Herrn Kusch so eine Bühne für Wahlwerbung in eigener Sache geben. Gehört er doch stets zu dem Völkchen, dass immer die Anträge der Unabhängigen in der Gemeindevertretung ablehnen, mögen sie noch so gut und richtig sein. Ganz nebenbei, die Beiträge von Moreike, werter Herr Kusch, sind immer sachlich und hochinteressant.

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    2. Warum ist er denn nicht gegen die Bebauung an der Lindenberger, die mehr Verkehr, Stau, Feinstaub und Lärm mit sich bringt?

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    3. Vor 2 Stunden
      Toll! Jetzt wagt sogar Herr Kusch einen Kommentar im Blog der Unabhängigen. Herr Kusch gehört bekanntlich zu den Gemeindevertretern, die ständig Aktivitäten der Unabhängigen in den politischen Gremien der Gemeinde blockieren und ablehnen. Für seinen Aktionismus in Sachen B158n meint er wohl hier im Blog der Unabhängigen Anhängerschaft zu gewinnen. Richtig ist, wir Unabhängigen stehen für die Ortsumfahrung nach Planfeststellungsverfahren. Wir halten weder die Forderung nach einem neuen Planfeststellungsverfahren oder für gravierende Veränderungen im bestehenden Verfahren für abwegig. Welche Konsequenzen damit verbunden wären, hat Herr Moreike doch wohl deutlich gemacht! Was soll dieser Aktionismus des Herrn Kusch also bringen?
      Mir scheint das eher als Ablenkungsmanöver von brennenden aktuellen Themen gedacht. Und hier zähle ich die Diskussion und Bürgerbeteiligung/Bürgerbefragung u.a. um die weitere komplexe Wohnbebauung in Ahrenfelde, um die dezentrale Standortplanung des Gymnasiums und Schulstandortplanung überhaupt dazu. Herr Kusch hat hierzu wohl öffentlich nichts zu sagen!

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    4. Ich finde es toll das hier gesagt wird was der Wahrheit entspricht. Ich hätte diesen Wahlwerbespot gelöscht sowie auch jede Aussage und Antrag von den Unabhängigen ignoriert wird.

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    5. Die Spaltung der Gemeinde hat die GV incl. Herrn Kusch selbst eingeleitet. Wären Sie mal so aktiv bei anderen Themen. Ich glaube auch das es hier um Ablenkung geht. Alles zu bauen und sich dann wundern das man im Dreck erstickt aber dann sind bestimmt wieder die Bürger Schuld. Wo ist eigentlich die Antwort zum Brief den die GV verfasst hat? Dort würde man sehen wie die Haltung des Bundes dazu ist. Komisch ist es schon das jetzt alles so schnell gehen muss. Wieder einer der denkt die Bürger sind blöd. Alles im geheimen Kämmerlein planen und dann so tun als ob man der Freund der Bürger ist.

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  3. Danke für diesen Kommentar und damit auch für das Datum der Demonstration. Ich danke Ihnen für die Initiative und Organisation zu der Demonstration auch als skeptischer Optimist, aber wie ich schrieb: Jedes Bemühen für eine vernünftige Lösung verdient meine Achtung. Übrigens, schön, dass Sie den Blog hin und wieder hochladen.

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  4. Die geforderte Achtung erfährt Hr. Kusch ja gerade.... Warum wird hier gleich wieder eine Machenschaft gewittert?
    Keine sachliche Antworten auf Beiträge. Nur .... "der will doch nichts Gutes".

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    1. Niemand wittert eine Machenschaft. Nur hebt eine gute Sache nicht auf, dass man sich sonst nicht für die Bürger und ihre Beteiligung am Entscheidungen engagiert. Hier fordert er Rechte gegenüber dem Bund ein, die er sonst unseren Einwohnern nicht gewährt. Das ist der Kritikpunkt.

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  5. In der MOZ war ein hübscher, kleiner Artikel zur geplanten Demo zu lesen. Spannend war, dass ausschliesslich die Mitglieder des Bürgerverein Eiche e.V. zu Wort kamen.Wo war der Ahrensfelder Ortsvorsteher, der so gerne Bürgermeister genannt werden möchte? Wo war Herr Joachim? Wo war Oda Formazin, die sich für eine Bebauung a la "Höher, Dichter und Mehr ausspricht? Wo ist die "alte" BI, die schon seit 30 Jahren für eine vernünftige Umfahrung plädiert? Alle in der Versenkung verschwunden?? Der Bürgerverein Eiche, der mit ein Grund ist, dass es die Verlängerung der Kemberger Str. nicht gibt, der macht Mobil ?? Das ist die Ironie schlechthin.

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  6. Super erfasst ihr Ahrensfelder! Der Mehrower Kusch vom Bürgerverein Eiche hat sich mit seinem Kommentar echt ein Selbsttor geschossen!

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  7. Der Herr Kusch bestellt die Musik, ich hoffe er bezahlt sie auch alleine. Ironie ist sowieso gegen Verkehr zu Demonstrieren und dann selbst Verkehr beschließen.

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  8. Am Ende hier wieder einmal viel Getöse um NICHTS. Kein Wahlkampf, keine Machenschaften, alles gesittet und von allen klar zur Sache. Die Demo gestern war besser besucht als gedacht und in den Medien ist verhältnismäßig viel Rummel. Und mir ist dabei tatsächlich egal, wer das organisiert hat. Was hier zählt ist der Erfolg, denke das sehen viele so.
    Interessant war allenfalls, wer da auf einmal von unseren Volksvertretern friedlich nebeneinander herlaufen konnte.

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