Das will ich Bürgermeister Gehrke nicht unterstellen, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass er dann lieber bei seinen Kühen wäre. Denn das Ritual in der Gemeindevertretung besteht inhaltlich oft zur Hälfte, was die Gemeindevertreter ohnehin wissen, weil es ihnen schriftlich vorliegt, wie der Bautenstandsbericht. Wenn sie die Information überhaupt gelesen haben?! Dann kommen noch einige kommunale Verwaltungsangelegenheiten, wie Straßensperrungen, der Dank an die inzwischen von Ehrenamtlern geleistete Arbeit, oft mit Kultur verbunden und neuerdings sogar ein paar Sätze zum Umweltschutz. Getragen vor allem von der Überzeugung und dem Stolz, wie gut die Verwaltung unter ihren Hauptverwaltungsbeamten arbeitet. Daran gibt es im Großen und Ganzen keine oder mal mehr und mal weniger Zweifel.
Pro forma wird danach gefragt, ob es zu
dem Bericht Fragen gäbe. Das ist meistens nicht der Fall und wenn, dann klingen
sie so, als wären sie extra bestellt worden. Nicht so die Ahrensfelder Unabhängigen,
die die Beratung wieder einmal mit Fragen, die andere nicht haben, in die Länge
ziehen. Aber liebe Abgeordnete, wer viel fragt, lernt viel. Und außerdem, zu
den vornehmsten Aufgaben der Gemeindevertretung gehört die Kontrolle der
Verwaltung, also auch des Bürgermeisters. Und nicht nur über die Gelder der Gemeinde, sondern auch, wie der Bürgermeister
die Interessen seiner Bürger nach außen vertritt. Etwa im Wasser- und
Abwasserzweckverband Ahrensfelde/Eiche, wo er Vorsitzender der
Verbandsversammlung ist. Wie sieht es denn aus, mit der Wasserversorgung in
regenarmen Sommern im Klimawandel und mit den hinzukommenden Neubausiedlungen?
Das wäre doch eine Information. Oder im Mittelzentrum Bernau, zu dem die Stadt
Bernau, sowie die Stadt Werneuchen und die Gemeinden Ahrensfelde, Panketal und
Wandlitz gehören. Worum geht es bei den Treffen, was passiert da?
Nach § 54 der Kommunalverfassung
des Landes Brandenburg hat der Hauptverwaltungsbeamte die
Gemeindevertretung über alle wichtigen Angelegenheiten rechtzeitig zu
unterrichten. Wo nicht, wenn im Bericht des Bürgermeisters?
Also, ich würde
nie, selbst wenn ich von Gemeindeverwaltung mehr als einen rosa Schimmer hätte,
mit dem Bürgermeister tauschen und meinen ruhigen Schriftstellersessel
verlassen wollen. Dazu ist er in viel zu vielen Gremien in der Gemeinde, im
Landkreis, in der Hauptstadtregion und sogar im Land Brandenburg gefragt oder
zumindest seine Anwesenheit Pflicht. Aber gerade über diese außenpolitische
Arbeit berichtet er kaum, so als wären diese Treffen ein geheimer Zirkel.
Darauf habe ich ihn, als alter, weiser Mann auch schon einmal aufmerksam
gemacht. Denn das wissen die schlauen, mehr oder minder aus Vorlagen informierten
Gemeindevertreter nicht. Zudem wäre der Bericht eine Möglichkeit, einige
Abgeordneten auch aus ihrer Lethargie zu wecken.
Was ich mir also
wünschte und sicher auch Besucher und der Pressevertreter der Märkischen Oderzeitung
von der monatlichen Veranstaltung der Gemeindevertretung, dass der Bericht des
Bürgermeisters noch interessanter, inhaltsreicher und farbiger, aber auch noch provokativer
und selbstkritischer wäre. Das darf man doch für das neue Jahr hoffen.
Hartmut Moreike
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