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Montag, 27. Dezember 2021

Wollen wir eine Supergemeinde Ahrensfelde, Vorstadt von Berlin?

Die Sprecherin der Bürgerinitiative "Lebenswerte Gemeinde Ahrensfelde", Simone Ulrich, fragte in der Dezemberfragestunde der Gemeindevertretung, wie viel Zuzug und damit auf wie viel Einwohner nach den Plänen der Verwaltung und der Gemeindevertretung Ahrensfelde wachsen kann und wird.

Eine Frage, die viele Mitbürger bewegt, stößt doch die Infrastruktur an ihre Grenzen, ersticken die Ortsteile im Feinstaub und Stau, wird Ackerland nach wie vor großzügig mit Wohngebieten zubetoniert, sind fußläufig für viele Bürger kaum noch Lebensmittelgeschäfte zu erreichen, fehlt es hier und da an Dienstleistungen, eine Seniorenresidenz bleibt ebenso Wunschtraum wie ein medizinisches Versorgungszentrum, um nur Einiges zu nennen. Welchen Preis zahlen wir noch für tausendfachen Zuzug?

Die Antworten, leider nur des Bürgermeisters, ebenso richtig wie falsch. Ahrensfelde wüchse nicht mehr in den letzten Jahren. Aber allein im Ortsteil Ahrensfelde kamen seit 2000 fünf neue Wohngebiete hinzu, das in der Schillerstraße, die Siedlung Goethestraße mit 125 Einfamilienhäusern, die größte Wohnsiedlung Ahrensfelder Dreieck, das kleine Ahrensfelder Dreieck und die 50 Häuser des Blumenviertels. Bereits geplant sind die Siedlungen der Kirschenallee und der Ulmenallee mit geschätzt jeweils 1.000 Einwohnern. So die Realität. Lindenberg bekam neben dem Wohnkomplex Süd die Satellitensiedlung Neu-Lindenberg, um nur zwei Orte zu nennen.

Im Achsenentwicklungskonzept Ahrensfelde - Werneuchen bis 2035 sind weitere hunderte Hektar möglicher Bebauungsflächen geplant und dabei rund 150 Hektar auf reinem Ackerland. Das allein könnte den Zuzug von 8.000 bis 10.000 Neubürger bedeuten. Das würde erfordern, den Flächennutzungsplan (FNP) wesentlich zu ändern. Aber die folgenden selbst gestellten Prämissen wurden seit der jüngsten Aufstellung des FNP 2013 nur ungenügend bis gar nicht beim Siedlungsbau beachtet.

  • Sparsamer und schonender Umgang mit Grund und Boden unter Berücksichtigung der ermittelten und bewerteten Belange des Umweltschutzes und der im Landschaftsplan darzustellenden Entwicklung von Natur und Landschaft (Umweltplanung);
  • Pflege und Entwicklung der Ortsteilzentren (Dorfkerne) unter Berücksichtigung der historisch gewachsenen städtebaulichen Strukturen und der notwendigen funktionellen Aufwertung zur Sicherung der Nahbereichsversorgung mit Dienstleistungen, Waren des täglichen Bedarfs, Gesundheits- und Kinderbetreuungseinrichtungen;
  •  Sicherung der Standorte und Bereitstellung von Flächen für die Entwicklung von Einrichtungen des Gesundheitswesens und der Seniorenbetreuung;
  • Sicherung der Standorte und Bereitstellung von Flächen für die Entwicklung von Einrichtungen für Bildung und Kultur;
  • Sicherung der Funktionsmischung bzw. ggf. Entflechtung zur Sicherung bzw. Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Jugend-, Freizeit- und Sporteinrichtungen.

Der Bürgermeister meinte, dass die Bürger und letztlich die Gemeindevertretung über jeden Bauplan und damit über das Wachstum an Bevölkerung entscheiden würden. Theoretisch ist das richtig, aber bisher wurden alle Einwendungen von Einwohnern bei allen Bauvorhaben als nicht relevant einfach abgewiesen. Das hat Methode. Gleichzeitig ergab die Bürgerbefragung folgendes Bild. Nach den Baustellen Umgehungsstraße, öffentlicher Nahverkehr stand die mangelhafte Einbeziehung der Bürger in die Entscheidungen der Gemeinde unter Kritik.

55 % waren zudem unzufrieden mit den Einkaufsmöglichkeiten, 51 % der Bürger beklagten die Verkehrssituation, die medizinische Versorgung sei für 45 % der Einwohner mangelhaft, die Freizeitangebote sind für die Jugendlichen mangelhaft bis ungenügend wie auch die Angebote für Alleinstehende und auch die miese Situation an Gaststätten und Cafes. Diese Defizite belegen deutlich, dass die Infrastruktur mit dem Zuzug meist aus Berlin nicht Schritt gehalten hat. Wenn auch Bürgermeister Gehrke von einem Druck aus der Hauptstadt spricht, dem Ahrensfelde kaum standhalten kann, so sind wir nicht die Lückenbüßer für die verfehlte, desaströse Wohnungspolitik des Senats in allen seine farbigen Zusammensetzungen. Alle Gemeindevertreter und besonders die Vorsitzenden der Fraktionen sollten Farbe bekennen und dazu die Meinung ihrer Wähler einholen: Wie viel Zuzug verträgt eine lebenswerte Gemeinde Ahrensfelde und was muss dafür getan werden.

Hartmut Moreike

 

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