Die Sprecherin der Bürgerinitiative "Lebenswerte Gemeinde Ahrensfelde", Simone Ulrich, fragte in der Dezemberfragestunde der Gemeindevertretung, wie viel Zuzug und damit auf wie viel Einwohner nach den Plänen der Verwaltung und der Gemeindevertretung Ahrensfelde wachsen kann und wird.
Eine Frage, die viele Mitbürger
bewegt, stößt doch die Infrastruktur an ihre Grenzen, ersticken die Ortsteile
im Feinstaub und Stau, wird Ackerland nach wie vor großzügig mit Wohngebieten
zubetoniert, sind fußläufig für viele Bürger kaum noch Lebensmittelgeschäfte zu
erreichen, fehlt es hier und da an Dienstleistungen, eine Seniorenresidenz
bleibt ebenso Wunschtraum wie ein medizinisches Versorgungszentrum, um nur
Einiges zu nennen. Welchen Preis zahlen wir noch für tausendfachen Zuzug?
Die Antworten, leider nur des
Bürgermeisters, ebenso richtig wie falsch. Ahrensfelde wüchse nicht mehr in den
letzten Jahren. Aber allein im Ortsteil Ahrensfelde kamen seit 2000 fünf neue
Wohngebiete hinzu, das in der Schillerstraße, die Siedlung Goethestraße mit 125
Einfamilienhäusern, die größte Wohnsiedlung Ahrensfelder Dreieck, das kleine
Ahrensfelder Dreieck und die 50 Häuser des Blumenviertels. Bereits geplant sind
die Siedlungen der Kirschenallee und der Ulmenallee mit geschätzt jeweils 1.000
Einwohnern. So die Realität. Lindenberg bekam neben dem Wohnkomplex Süd die
Satellitensiedlung Neu-Lindenberg, um nur zwei Orte zu nennen.
Im Achsenentwicklungskonzept
Ahrensfelde - Werneuchen bis 2035 sind weitere hunderte Hektar möglicher Bebauungsflächen
geplant und dabei rund 150 Hektar auf reinem Ackerland. Das allein könnte den
Zuzug von 8.000 bis 10.000 Neubürger bedeuten. Das würde erfordern, den
Flächennutzungsplan (FNP) wesentlich zu ändern. Aber die folgenden selbst
gestellten Prämissen wurden seit der jüngsten Aufstellung des FNP 2013 nur
ungenügend bis gar nicht beim Siedlungsbau beachtet.
- Sparsamer und schonender Umgang mit Grund und Boden unter Berücksichtigung der
ermittelten und bewerteten Belange des Umweltschutzes und der im
Landschaftsplan darzustellenden Entwicklung von Natur und Landschaft
(Umweltplanung);
- Pflege und Entwicklung der
Ortsteilzentren (Dorfkerne) unter Berücksichtigung der historisch
gewachsenen städtebaulichen Strukturen und der notwendigen funktionellen Aufwertung
zur Sicherung der Nahbereichsversorgung mit Dienstleistungen, Waren des
täglichen Bedarfs, Gesundheits- und Kinderbetreuungseinrichtungen;
- Sicherung der Standorte und
Bereitstellung von Flächen
für die Entwicklung von Einrichtungen des Gesundheitswesens und der
Seniorenbetreuung;
- Sicherung der Standorte und Bereitstellung
von Flächen für die Entwicklung
von Einrichtungen für Bildung und Kultur;
- Sicherung
der Funktionsmischung bzw. ggf. Entflechtung zur Sicherung bzw.
Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Entwicklung
von Jugend-, Freizeit- und Sporteinrichtungen.
Der Bürgermeister meinte, dass die
Bürger und letztlich die Gemeindevertretung über jeden Bauplan und damit über
das Wachstum an Bevölkerung entscheiden würden. Theoretisch ist das richtig, aber
bisher wurden alle Einwendungen von Einwohnern bei allen Bauvorhaben als nicht
relevant einfach abgewiesen. Das hat Methode. Gleichzeitig ergab die Bürgerbefragung
folgendes Bild. Nach den Baustellen Umgehungsstraße, öffentlicher Nahverkehr
stand die mangelhafte Einbeziehung der Bürger in die Entscheidungen der
Gemeinde unter Kritik.
55 % waren zudem unzufrieden mit den
Einkaufsmöglichkeiten, 51 % der Bürger beklagten die Verkehrssituation, die
medizinische Versorgung sei für 45 % der Einwohner mangelhaft, die
Freizeitangebote sind für die Jugendlichen mangelhaft bis ungenügend wie auch
die Angebote für Alleinstehende und auch die miese Situation an Gaststätten und
Cafes. Diese Defizite belegen deutlich, dass die Infrastruktur mit dem Zuzug
meist aus Berlin nicht Schritt gehalten hat. Wenn auch Bürgermeister Gehrke von
einem Druck aus der Hauptstadt spricht, dem Ahrensfelde kaum standhalten kann,
so sind wir nicht die Lückenbüßer für die verfehlte, desaströse Wohnungspolitik
des Senats in allen seine farbigen Zusammensetzungen. Alle
Gemeindevertreter und besonders die Vorsitzenden der Fraktionen sollten Farbe
bekennen und dazu die Meinung ihrer Wähler einholen: Wie viel Zuzug verträgt
eine lebenswerte Gemeinde Ahrensfelde und was muss dafür getan werden.
Hartmut Moreike
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