Seit 2011 trägt Ahrensfelde den ehrenvollen Titel "Familienfreundliche Gemeinde". Der Wettbewerb wurde 1998 von der unvergessenen Sozialministerin Regine Hildebrandt ins Leben gerufen. Bisher wurden 76 Kommunen ausgezeichnet. Sinn und Zweck der Sache ist es, Städte und Gemeinden anzuspornen, die Lebensbedingungen für Familien zu verbessern und ihnen ein gutes Lebensumfeld zu sichern. Denn die Familie ist nach Rousseau ein kleines Muster staatlicher Gebilde. Mit anderen Worten, wo es den Familien gut geht, da ist es gut zu leben. Nun kann niemand sagen, dass das nicht die Absicht und das ständige Streben von allen Gemeindevertretungen und der Verwaltung wäre. Es gibt Vieles, was für eine familienfreundliche Gemeinde spricht.
Aber wenn es konkret wird, sieht die Sache schon ein wenig
differenzierter aus. Da wird um Bushäuschen geschachert und man lässt die
Schulkinder schon einmal Stunden förmlich und direkt im Regen stehen. An Geld
kann es ja nicht liegen, wenn Millionen für zwei Sportplätze ausgegeben wurden.
Ja natürlich, auch die gehören zur Familienfreundlichkeit.
Kaum gab es jemals so viele Scheinargumente, um Spielplätze aus
neuen Siedlungen zu verbannen. Da ist von Vandalismus Jugendlicher die Rede.
Dem ist aber leicht abzuhelfen, wenn die Spielplätze den Jugendlichen in ihre
Hände zur Pflege und Aufsicht übergeben werden. Aber dafür könnte ihnen eine
bescheidene Skater-Bahn, die es schon so 25 x 15 Meter gibt, angedient werden.
Leider mit Blick auf die Finanzen erst einmal abgelehnt.
Oder natürlich der Lärm, der Anwohner stören würde. Als wenn
Kinder am späten Abend bei Dunkelheit noch buddeln würden. Natürlich auch die
Kosten, zu denen man die Investoren ja nicht zwingen wolle.
In den neuen Siedlungen bezahlbare, also auch geförderte
Wohnungen von den Investoren zu fordern, wird mit Rücksicht auf deren Rendite
auch nicht in Betracht gezogen. Einzelne Anträge dazu wurden schon einmal mit
der falschen Aussage abgelehnt, dass angeführte Objekte nicht förderungsfähig
wären.
Zur Familie gehören, für Kinder ungeheuer wichtig, auch die
Großeltern. Aber die befinden sich irgendwo weit weg in Residenzen oder
geschützten Wohnanlagen, weil dafür hier weder der politische Wille und scheinbar
auch kein Platz vorhanden ist. Und das bei heute schon 3.000 Senioren in der
Großgemeinde, deren Zahl ständig wächst.
Nach dem Baugesetz sind Einwohner, also auch Kinder und
Jugendliche, bei jedem Bauantrag zu hören. Das ist gerade erst in diesen Wochen
in die Bürgerbeteiligungssatzung aufgenommen worden, weil es nun, obwohl schon
lange Gesetz, dringlich gefordert wird. Auch die Schulbezirksplanung wäre ein
weiteres Feld, die ziemlich formal und weniger familienfreundlich durchgezogen wurde
und vieles andere mehr.
Familienfreundlichkeit ist nicht durch Gesetze oder Verordnungen zu
erreichen, sondern nur durch die Bürger selbst und die gewählten kommunalen
Abgeordneten zu sichern. Eine schöne, ständige Aufgabe für den Ausschuss für Soziales
und Kultur. Nicht nur! Diesem Titel auch künftig würdig zu sein, bietet das
Achsenkonzept Ahrensfelde - Werneuchen ein breites Betätigungsfeld. Aber dazu
braucht es Ideen und Visionen und vor allen auch die der Familien.
Hartmut Moreike
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