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Samstag, 19. November 2022

Projekt Lindenberg Süd - ein gewolltes, ungewolltes Siedlungsvorhaben?

Zumindest, wenn es nach der Meinung vieler Lindenberger geht, die im November 2019 eindeutig, das heißt mehrheitlich, im außergewöhnlich gut besuchten Ortsbeirat dieses Vorhaben vehement abgelehnt haben. Auch der Ahrenfelder Ortsvorsteher Joachim sprach sich einst gegen das Projekt des Siedlungsbaus auf 31 Hektar Ackerland an der Birkholzer Allee aus, weil es seinen Ortsteil mit noch mehr Verkehr belasten würde. Und doch geistert dieses Projekt weiter durch die Pläne, im Achsenentwicklungskonzept Ahrensfelde - Werneuchen und im Integrierten Regionalplan Uckermark - Barnim sogar als, man höre und staune, als von der Gemeinde als vorrangig gewünscht.

Wer oder was steckt dahinter? Bei den Kriminologen heißt es immer: Cui bono est? Das heißt, so ich mich recht erinnere: Wer hat den Vorteil? Herr Winter selbstredend, aber das ist klar und der wird wohl kaum zu den genannten Plänen der Gemeinde zugearbeitet haben. Bleib der oder bleiben die 17.000 Einwohner Verteidiger. Auch in der Gemeindevertretung?

Für mich war auch unverständlich, dass in der besagten öffentlichen Ortsvorstandstagung Lindenberg Bürgermeister Gehrke, ein Lindenberger, sich nicht nur stark gemacht hat, sondern auch das Projekt persönlich vorgestellt hatte, obwohl der Investor, Herr Winter, anwesend war. Der ist einer der Gesellschafter der Lindenberg Süd GbR. Ich frage mich deshalb, hat der Hauptverwaltungsbeamte damit seine Neutralitätspflicht in Frage gestellt? Aber er kennt Herrn Winter gut, war bei Übergabe von Wohnkomplexen natürlich dabei, wie zahlreiche Pressefotos belegen.

Nun, soll Bürgermeister Gehrke weiter von 17.000 Einwohnern träumen, ich halte es mit den immer mehr werdenden Bürgern der Gemeinde, die sagen: Genug ist genug! Genug mit den Blechlawinen ohne Unterlass durch unsere Straßen, genug mit Lärm, Feinstaub und Stau. Genug mit erfolglosem Suchen nach einem Hausarzt, einem gemütlichen Café oder gar einem vorzeigbaren Restaurant in Ahrensfelde, Freizeiteinrichtungen wie Bowlingbahn oder gar ein Schwimmbad für jüngere Ahrensfelder oder dem Fehlen einer Seniorenresidenz für die Veteranen!

Ich wurde gewarnt, dass ich mich nicht mit Herrn Winter anlegen sollte, denn er sei ein mächtiger Mann. Nun, das ist auch nicht meine Absicht. Herr Thomas Winter ist durchaus ein für die Gemeinde tatkräftiger, vielbeschäftigter und segensreicher Bürger, der sich hier beruflich vielfältig engagiert. Und damit habe ich nicht nur die Gewerbesteuern der Wibau Baugesellschaft mbH, der Winter-Immobilien-GmbH oder der Lindenberg Süd GbR im Blick, sondern auch den Hauptsponsor von Grün-Weiß Ahrensfelde.

Aber darum geht es mir nicht, denn die geschäftlichen Aktivitäten von Ahrensfelder Bürgern sind für mich nicht relevant, sondern die 31 Hektar Ackerland, die, wenn auch mit schönsten Worten für eine aufgelockerte Bauweise, doch zubetoniert werden sollen. Dazu müsste auch der Flächennutzungsplan geändert werden und da habe ich bei unserer Gemeindevertretung so meine Befürchtungen. Irgendwie habe ich das Gefühl, ein Gefühl mag ja trügen, hier soll etwas durch die Hintertür realisiert werden.

Die Ahrensfelder Unabhängigen seit langem, und auch die Bürgerinitiative "Lebenswerte Gemeinde Ahrensfelde" seit kurzem, sprechen sich klar gegen jede weitere Bebauung von Ackerflächen aus. Damit entsprechen sie den Vorgaben der Bundesregierung zum Schutz des Gutes Boden und Halbierung seiner Bebauung bis 2030. Bis dahin sollten je 1.000 Einwohner nur 1 Hektar für Wohnungs-, Industrie- und Verkehrsbau erfolgen. Das wären für Lindenberg nur so um die 2,5 Hektar!

Ich will kurz deutlich machen, was 31 Hektar Ackerland für unsere Ernährung bedeuten. Auf einem Hektar erntet man etwa 7,6 Tonnen Roggen. Auf 31 Hektar also, eine einfache Multiplikation: 235,6 Tonnen, gleich 235.600 Kilogramm im Jahr. Daraus ließen sich über den Daumen gerechnet etwa 250.000 feinste, gesunde Roggenvollkornbrote backen. Achtzehn (18) Brote für jeden Bürger der Gemeinde Ahrensfeldes vom Neugeborenen bis zum Greis.

Und das ist eines meiner Hauptargumente, weshalb ich gegen die Bebauung von Lindenberg Süd bin: Brot! Ich weiß, wovon ich schreibe. Ich habe Kanten klitschigen, schwarzen Roggenbrots an den Feldkesseln der Soldaten der Roten Armee in Berlin hin und wieder glücklich erbettelt. Denn als kleines Kind unmittelbar nach dem großen, durch Deutschland betriebenen Völkermorden, da haben wir nicht gefragt, was gibt es zu essen, sondern so manches Mal, gibt es etwas zu essen?

Hartmut Moreike

16 Kommentare:

  1. Wie immer ein gut recherchierter aber nun auch ein sehr persönlicher Artikel von Moreike.

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  2. Ihre Bewertung des Beitrages schön und gut! Ihre Bewertung und Meinung zum Vorhaben wäre besser! Das Verhalten des Ortsvorstehers Joachim zeigt erneut dessen Qualität! Dass Herr Moreike gewarnt wird, sich nicht mit dem Ahrensfelder Baulöwen Winter anzulegen, zeigt das schäbige Klima, das in Kreisen der Gemeinde herrscht!

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  3. Müssen sie wieder den Oberlehrer raushängen lassen, Hr. Dr. Unger! Was gibt es dazu noch zu sagen, außer dass Zeit wird, dass die Gemeindevertreter endlich Farbe bekennen und das Projekt auf ewig in die Tonne treten. Lindenberg braucht eine Umgehungsstraße, wie lange versprochen und keine neuen Wohnsiedlungen und zwischen dem Alt-Dorf und Neu-Lindenberg einen Supermarkt.

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    1. Als Oberlehrer warte ich noch immer auf ihre Antwort. Als scheint Mitglied der BI wäre es angebracht sich mit Klarnamen zu äußern!

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  4. Auch das ist schön und gut, was sie zur weiteren Bebauung sagen. Doch wie wollen sie diese Zielstellung über eine Zustimmung der GV erreichen? Äußern sie sich bitte auch dazu! So wie es die IG plant, wird es nicht funktionieren.

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  5. Sieht man sich die von Thomas Winter bisher realisierten Projekte in den Ortsteilen der Gemeinde Ahrensfelde an, kann man mit Recht sagen, dass er einzig und allein auf den eigenen Profit orieniert ist, denn ansonsten hätte er auch soziale und dienstleistende Infrastruktur innerhalb der einzelnen Wohngebiete vorgeschlagen bzw. auch mit Zustimmung der Gemeindevertretung realisiert. So sind es größtenteils nicht ins Dorfleben passende, unschöne Stadtvillen bzw. uniforme Wohnhäuser mit minimalen, reißbrettartigen Gartenflächen ohne Charme. Von derartigen Wohnungsbauunternehmern sollten wir als Gemeinde Abstand nehmen.
    Und richtig, Herr Moreike: Alle noch verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen der Gemeinde Ahrensfelde bleiben als solche für die heute und morgen Lebenden erhalten.

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  6. Es ist bedauerlich, dass Bürgermeister Gehrke, ein Diplomlandwirt, nicht schon aus Berufsethos gegen solche Verschwendung von Ackerland ist. Nur Kühe und Hühner zu halten, macht noch keinen ehrlichen Landwirt, der muss auch von Hause aus Naturschützer sein.

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    1. Richtig! Gehrke und der Berufsethos als originärer Landwirt? Den hat er mit seinen dem Gemeinwohl schadenden Entscheidungen zur städtebaulichen Entwicklung der Gemeinde längst verspielt.

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  7. Wenn mit diesem Acker genauso umgegangen wird wie mit der Ulmenallee (Gymnasium) ist die Demokratie sowieso am Ende. Hier oder dort geht es nur um eigene Belange.

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    1. Sagen sie doch bitte auch, was sie vorschlagen und dazu beitragen wollen, den Eigennutz in der Gemeinde im Sinne des Gemeinwohls zu verhindern!

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    2. Dazu sollte man doch erstmal festlegen was das Gemeinwohl ist. Das wissen sie überhaupt nicht!

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    3. Mensch, Herr Manthey, das ist wohl nichts. Unter "Politik für Kinder" finden Sie im Internet Gemeinwohl ist: "Das, was vielen Menschen zugutekommt, wird „Gemeinwohl“ genannt. Die Gesetze des Staates zum Beispiel sollen dem Gemeinwohl dienen und für ein friedliches Miteinander sorgen. Das Gegenteil von Gemeinwohl ist es, sich nach den Wünschen einzelner Menschen oder Gruppen zu richten. Oft wird in Politik und Gesellschaft darüber diskutiert, was eigentlich genau allen Menschen nützt."

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    4. Schlimm Herr Manthey, dass Herr Moreike ihnen kindgemäß Gemeinwohl erklären muss! Entsprechend ist das Niveau so manch ihrer kommentare1

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    5. Na also, dieser Blog der Ahrensfelder Unabhängigen hat neben den Informationen auch nach wie vor eine Bildungsfunktion.

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    6. Ach Mensch Hr. Dr. Unger... um es mal kindlich zu formulieren. Wer hat sie zum Bestimmer gemacht ? Woher genau wollen Sie den wissen was genau das Gemeinwohl ist ?
      Hr. Moreike vielen Dank für die Aufklärung. Nach ihrer Definition nehmen sie sich ja aus dem Gemeinwohl aus. "Das Gegenteil von Gemeinwohl ist es, sich nach den Wünschen einzelner Menschen oder Gruppen zu richten." Ich beziehe mich jetzt nur auf ihren Schwerpunkt Seniorentätigkeit in der Gemeinde. Alles andere was dazu passen könnte lasse ich jetzt bewusst weg. Das man nicht jede Meinung berücksichtigen kann zeigt uns die wilde Zeit im Parlament der Weimarer Republik. Unsere Gemeinde hat viele Wünsche und Meinungen. Das wird hier leider sehr oft vergessen.


      Idealerweise legt das Gemeinwohl die Bevölkerung und / oder ihre gewählten Vertreter fest.

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